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Diakoniestation Heilbronn e.V.

Hochmotiviert trotz enormer Belastung

Dank selbst beschaffter Schutzausrüstung konnte die Diakoniestation ihr Angebot aufrechterhalten

Von Stefanie Pfäffle
Unverständnis ist das Gefühl, das Gerald Bürkert derzeit bewegt. Milde ausgedrückt. „Wie kann es sein, dass über Autoprämien diskutiert wird, aber noch immer nicht geklärt ist, wie die 500 bis 1500 Euro für die Helden des Alltags, die Pflegekräfte, finanziert werden?“, fragt sich der Geschäftsführer der Diakoniestation Heilbronn. Seit Wochen arbeiten seine Mitarbeiter hochmotiviert unter enormer zusätzlicher Belastung, damit während der Corona-Pandemie alle versorgt sind.
Bürkert erinnert sich noch genau an den 25. Februar, als beim Skifahren in Österreich die Meldung auf seinem Handy aufpoppte: erster Covid19-Patient in Heilbronn. „Wir sind sofort in die Beschaffung von Schutzausrüstung eingestiegen, denn es war klar, ohne die schaffen wir es nicht“, erzählt er. Als ein Kollege meinte, er solle sich nicht nur auf die staatliche Versorgung verlassen, organisierte er FFP2-Masken über holz- und metallbearbeitende Firmen.
„Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir steigen komplett aus oder wir bleiben da.“ Im Gegensatz zu anderen Diensten habe man sich für eine Beibehaltung aller Angebote entschieden. Von Anfang an arbeitete das Team so, als wäre der Virus in jedem Haushalt. Das vermittelte auch den Klienten ein Gefühl von Sicherheit, es gab kaum Absagen. Letztlich waren es nur zwei bestätigte Fälle, die bewusst vom SLK-Klinikum übernommen wurden.
Gesundheitsmanagement
Gemeinsam mit den Klienten, die sich teilweise selber Masken organisierten, und den Angehörigen wird die Situation bis heute gestemmt. Zusammen mit Gesundheitsamt und Betriebsarzt wurde ein internes Gesundheitsmanagement aufgebaut, Arbeitsanweisungen bis ins kleinste Detail unter den verstärkten Hygieneanforderungen neu erarbeitet. „Wir lagen immer über den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts“, betont Bürkert.
Statt mit Mund-Nase-Schutz arbeiteten alle rund 150 Mitarbeiter bis vergangene Woche mit FFP2-Masken, auch Patienten wurden damit ausgestattet. „Das ist eine wahnsinnige Belastung.“ Das bestätigt Anita Schäfer, examinierte Altenpflegerin. „Man bekommt weniger Luft, man schwitzt, und nach vier Stunden ist man im Kopf völlig leer“, erzählt sie.
Dazu die psychische Belastung, die sie bei den Klienten spüren. „Die hatten Angst, wir mussten oft seelischen Beistand leisten“, ergänzt Zineta Müller aus der häuslichen Pflege. Manche hätten wochenlang ihre Wohnung nicht verlassen. Für die hat der Wohnungsdienst dann auch mit eingekauft.
Einkauf
„Ich habe einen Patienten mit einer Darmerkrankung, der kein Toilettenpapier mehr hatte“, erinnert sich Ute Bareiss. Sie zog erfolglos durch mehrere Märkte, bis sie schließlich jemanden an der Infotheke im Supermarkt ansprach, ob man nicht für ihre Klienten bei der nächsten Lieferung was zurücklegen könnte. „Sie ging nach hinten und holte mir zehn Pakete à zehn Rollen, das war großartig.“
Überhaupt habe es in all dem Chaos auch schöne Erlebnisse gegeben. Vier Kolleginnen nähten gleich zu Beginn in Nachtschichten Masken für alle, Patienten spendeten Bettlaken und Gummibänder für die Herstellung. „Einer gab mir sogar seine Nähmaschine dazu“, erzählt Bareiss lächelnd. Inzwischen ist das Team „nur“ noch mit OP-Masken unterwegs, bei einer zweiten Welle wird neu bewertet.
Und was die Prämien angeht: „Wir werden versuchen, sie an unsere Kollegen zu zahlen, und wenn wir keine Unterstützung bekommen, sammeln wir so lange Spenden, bis es möglich ist“, kündigt Bürkert an.

 

Bildinformation: Desinfektionsmittel, Masken, zur Not auch mal Klopapier: Geschäftsführer Gerald Bürkert (v. li.) sowie Ute Bareiss, Zineta Müller und Anita Schäfer sind bereit. Foto: Pfäffle

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